Zwei Brüder, Karl und Robert, sinnieren über die verstorbene Mathilde. Sie war mit Karl verheiratet, hat aber Robert ihr Wochenendhäuschen vermacht. Karl ist einzig die Schildkröte Maggi geblieben, die Mathilde zu Lebzeiten gekauft hatte. Das Aufeinandertreffen der beiden zerstrittenen Brüder hat Regisseur Dominik Jellen in eine Aussegnungshalle verlegt. Die beiden sprechen nicht miteinander, sie monologisieren. Zwei Selbstgesprächskünstler, die Satz für Satz die Wunden der Vergangenheit zutage fördern. Sie zeigen sich in ihrer Verletzlichkeit, aber auch in ihrem Unvermögen, sich einander zuzuwenden. Thomas Bernhard seziert in seinem Text mit liebevoller Bösartigkeit die Charakterschwächen der beiden Figuren.
„Der Schein trügt“ wurde 1984 am Schauspielhaus Bochum in der Inszenierung von Claus Peymann uraufgeführt. In einer leicht adaptierten Fassung bringt das Team von Theater bodi end sole Thomas Bernhards Werk auf die Bühne zurück und transferiert es in ein skurriles und humorvolles Kunststück über Neid und alltägliche Sticheleien unter Geschwistern.
“Durch dieselbe Brille, durch welche ich Voltaire lese, sehe ich meine Zehennägel. Das ist deprimierend. Da wir im Gegenteil ja nicht klüger geworden sind, nur wehleidiger.”
(Karl in „Der Schein trügt“)
Aufführungsrechte: Suhrkamp Verlag AG Berlin
Besetzung:
Karl: Sebastian Krawczynski
Robert: Maximilian Pfnür
Musik: Jordina Millà
Regie und Dramaturgie: Dominik Jellen
Produktion: Johanna Seelbach
Bühne: Nina Vasilchenko
Kostüm: Franziska Krug
Licht/Ton: David Enhuber, Gonçalo Formiga
Technik: Patrick Tuma
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