Zum Jubiläum der Rauriser Literaturtage rezitieren Gerti Drassl und Sami Loris ausgesuchte Passagen aus preisgekrönten Büchern. Herzstück der Lesung ist Schöne Tage von Franz Innerhofer. Die ausgewählten Texte stammen allesamt von Autor:innen, welchen einst der Rauriser Literaturpreis verliehen wurde. Eine Lesung über schicksalshafte Strapazen eines Bauernsohns, einen Fußmarsch von München nach Paris, die Jugendzeit während des nationalsozialistischem Regimes und den Überlebenskampf in Konzentrationslagern, eine Flucht aus Bürgerkriegsgebieten und einen geheimnisvollen Balkon.
Schlagwort: Literatur
Der zweite Weltkrieg tobt und eine junge Norwegerin wird von einem deutschen Soldaten geschwängert. Auf Betreiben der Aktion Lebensborn zieht sie mit ihrem Sohn nach Vorarlberg. Dort lernen die junge Mutter und ihr Sohn die Abwehrreaktion gegen alles „Andere“ kennen. Verbohrtheit der österreichischen Bevölkerung, Ausgrenzung und Verschwörungen machen das Leben der kleinen Familie unmöglich. Viele Kinder litten unter demselben Übel und waren betroffen. Alois Hotschnig verfasste aus der autobiographischen Geschichte des Schauspielers Heinz Fitz den Roman Der Silberfuchs meiner Mutter.
Die Natur als Hauptakteurin. Schon bevor der Nachhaltigkeitsgedanke en vouge war, machte Barbara Frischmuth auf die Vergänglichkeit und die Endlichkeit der Natur und ihre Ressourcen aufmerksam- mit Hilfe von mystischen Wesen und einem feministischem Tenor. Seither hat sie zahlreiche Romane und Erzählungen, Kinderbücher, Hörspiele und Theaterstücke veröffentlicht, zuletzt die Bände Dein Schatten tanzt in der Küche und Natur und die Versuche, ihr mit Sprache beizukommen (beide 2021 erschienen). Gärten und Naturlandschaften, aber auch Tiere spielen in Frischmuths Texten eine wichtige Rolle.
Wiener Schmäh und Wiener Lied. Die Strottern und Peter Ahorner gehören ja inzwischen zusammen wie Donaustrom und Steckerlfisch. In gemeinsamen Auftritten fischen die Herren frisches Lied- und Dichtgut aus ihrer Wiener Werkstätte und Meister Ahorner tritt dabei als genialer Rezitator und mitunter auch als rauher Sänger in Erscheinung.
Wiener Poesie von Angetan bis Zidane.
Peking ist Sehnsuchtsort für eine Gruppe von Europäern, die nach China kommen, um sich selbst zu finden. Doch den Möglichkeiten zur eigenen Entfaltung sind in dem kommunistischen Land starre Grenzen gesetzt. Die Begegnung mit chinesischen Dissidenten stellen ihre Wertvorstellungen auf die Probe, und sie alle geraten an einen dramatischen Wendepunkt in ihrem Leben. Den Mittelpunkt der Gruppe bildet eine tschechische Schriftstellerin, die sich voller Überzeugung für demokratische Werte einsetzt und zum moralischen Leitstern für eine chinesische Studentin wird. Die gemeinsame Lektüre philosophischer Texte animiert die junge Frau zum politischenWiderstand – mit fatalen Folgen.
Radka Denemarková zählt zu den bedeutendsten Autorinnen Europas und wurde schon als mögliche Anwärterin für den Literaturnobelpreis genannt. Mit „Stunden aus Blei“ (Hoffmann & Campe, 2022, übersetzt von Eva Provousová) legt sie nach Jahren der Recherche und des Schreibens einen Roman über das heutige China vor. Das von der Kritik gefeierte Buch ist in Tschechien – Originaltitel „Hodiny z olova“ (2018) – ein Bestseller.
Auszug aus Lesung & Gespräch: Radka Denemarková “Stunden aus Blei”, Mai 2022, Literaturhaus Salzburg;
Moderation: Dana Pfeiferová, Veranstalter: Verein Literaturhaus.
Mit Ironie und fachlichem Wissen schreibt Olga Flor über die Politik unserer Zeit. Eine Parabel auf ein Österreich unter Sebastian Kurz. Statt antiken Gladiatoren grüßen zeitgenössische „Morituri“ den Kanzler und verehren diesen cäsarengleich. Bei den Rauriser Literaturtagen gab Olga Flor Einblick und Hintergründe zu ihrem bissig, scharfen, bösen Roman.
Vom Johann Sebastian Bach unterrichtenden Musikschullehrer zum leidenschaftlichen Fischer. Diesen Saitensprung wagte der Romanheld in „Die Forelle“ von Leander Fischer. Fliegenfischen als Gleichnis auf die Thematiken unserer Welt: Von Kunst, Natur und Umwelt bis hin zu wiederkehrender Geschichte. Bei seiner Lesung bei dem Pinzgauer Literaturfestival demonstriert der Autor Leander Fischer seine Sprachkunst.
Studierende der Uni Klagenfurt, Graz und Innsbruck hatten jeweils die Gelegenheit mit den berühmten Autor:innen über ihre Werke, Musen sowie interessante Einblicke und Hintergründe zu sprechen.
Die zeitgenössische Poetin Emily Artmann, Tochter der begnadeten Schriftsteller:innen H.C. Artmann und Rosa Pock , spricht über ihre lyrischen Portaits. Die Physikerin und Autorin Olga Flor, berichtet von ihrem neuen Werk und warnt mit naturwissenschaftlichem Zugang vor den Naturkatastrophen unserer Zeit. Mit „Der Silberfuchs meiner Mutter“ porträtiert Alois Hotschnig ein Leben unserer grausamen NS-Vergangenheit.
Doppellesung vom 31.3.202
Musik: Streichquartett der Philharmonie Salzburg
Teresa Präauer: Geboren 1979 in Linz, aufgewachsen in St. Johann/Pongau, lebt als Schriftstellerin und bildende Künstlerin in Wien, schreibt Romane, Kolumnen, Erzählungen. Seit Beginn ihres Schreibens erforscht sie immer wieder das Animalische im Menschen und das Menschliche im Tier, z.B. im Roman „Oh Schimmi“ (2016) und im Großessay „Tier werden“ (2018). Zuletzt publizierte sie den Geschichtenband „Das Glück ist eine Bohne“ sowie eine Würdigung der großen Poetin Ilse Aichinger (beide 2021).
Michael Köhlmeier: Geboren 1949 in Hard (Vorarlberg), lebt als Autor und Musiker in Hohenems und Wien. 1983 erhielt er den Rauriser Literaturpreis. Heute zählt er zu den bedeutendsten Autoren der österreichischen Gegenwartsliteratur; er ist für seine Novellen und Romane ebenso bekannt wie für seine Nach- und Neuerzählungen großer Texte der Literatur- und Kulturgeschichte. 2021 veröffentlichte er den Roman „Matou“, die fantastische Geschichte eines gewitzten Katers: sieben Leben von der Französischen Revolution bis ins Hier und Jetzt.
Lesungen & Gespräche
Musik: Streichquartett der Philharmonie Salzburg
John von Düffel: Geboren 1966 in Göttingen, arbeitet als Schriftsteller und Dramaturg in Berlin und ist Professor für Szenisches Schreiben an der Berliner Universität der Künste. Seit Mitte der 1990er Jahre hat er zahlreiche Romane, Essays und Erzählbände veröffentlicht. Immer wieder spielt darin das Wasser, spielen Schönheit und Gefahr des Meeres eine zentrale Rolle. Zuletzt erschien der Roman „Die Wütenden und die Schuldigen“ (2021), der, am Puls der Zeit, die Verwerfungen der Corona-Pandemie zum Thema hat.
Marie Gamillscheg: Geboren 1992 in Graz, lebt und arbeitet als freie Autorin in Berlin. Ihr erster Roman „Alles was glänzt“ (2018) wurde mit dem Debütpreis zum Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet. Im Zentrum des neuen Romans „Aufruhr der Meerestiere“ (2022) steht die Meeresbiologin Luise, die in ihre Heimatstadt zurückkehrt und sich ihrer Familiengeschichte stellen muss: ein Buch über eine schwierige Vater-Tochter-Beziehung, aber auch über die Unwägbarkeiten im Verhältnis zwischen Mensch und Tier.
In dieser Folge widmen wir uns queerer Kultur und Literatur. Dazu besuchen wir das Landestheater Salzburg und sind bei einer Probe des Ballettstücks „Lili the Danish Girl“ dabei. Gemeinsam mit dem Ballettdirektor des Landestheaters, Reginaldo Oliveira, sprechen wir über die Hintergründe und die Bedeutung des Stückes – nicht nur für ihn persönlich, sondern auch für die Zuseher*innen. Außerdem setzt sich das Team von „Queer*beet“ gemütlich im Studio zusammen und redet über Literatur mit spannenden LGBTQIA*-Inhalten und gibt interessante Buchtipps für begeisterte Leser*innen. Gute Unterhaltung und viel Spaß beim Lesen danach!
Spoken.Words. Mit diesem Format öffnen die Rauriser Literaturtage eine neue Tür in die Gegenwartsliteratur. Die Texte werden rhythmisch und frei vorgetragen. Mit dabei: die Lokalmatadorin Anna-Lena Obermoser. Die “goscherte” Oberpinzgauerin reimt, slamt, singt und berührt mit ihren ehrlichen und persönlichen Texten. Mit ihr auf der Bühne: Yasmin Hafedh, auch bekannt als Yasmo & die Klangkantine. Sie ist eine der prominentesten Vertreterinnen der heimischen Spoken Words Szene. In ihren Texten spricht die die Wienerin vor allem politische sowie gesellschaftliche Themen an und kämpft für mehr Feminismus.
Germanistikstudierende der Universität Salzburg hatten die Möglichkeit mit Anna Albinus, der diesjährigen Gewinnerin des Rauriser Literaturpreises über ihren Debütroman „Revolver Christi“, über Hintergründe und andere Einflüsse zu sprechen. Michael Köhlmeier sprach mit Wiener Student:innen über Katzen, Moral, historische Gräueltaten und natürlich über seinen Matou.
Lustvolle Sprachspielerei. Der Rauriser Förderungspreis ging in diesem Jahr an Alexandra Koch.
In originellen Sprachbildern und in Salzburger Dialekt beschreibt vatern muttern künd eine Familie mit samt ihrer „Bagasch“. Streiterein zwischen den Eltern, Erinnerungen an die “mutternmutter“ und eine Keksdose, die vom „künd“ gleich einem Schatz in Obhut genommen wird.